„Polychron“ - was ist das?
Zunächst, was ist „-chron“?
Chronos ist in der Orphischen Mythologie (ca. 6.-5.Jhdt. v.u.Z.) der dem Chaos entstammende Gott der Zeit, welcher das silberne Weltenei und daraus den später mit Helios gleichgesetzten Lichtgott Phanes hervorbringt,
Zeit ist in der Vorstellung vieler ein lineares Geschehen. das wie eine gespannte Schnur zwischen Anfang und Ende eines Vorganges verläuft. Das unter diesem Prinzip stehende Denken und Handeln nennt man monochron und man ordnet es vor allem den Bewohnern der nördlichen Industrienationen zu.
Dass deren Lebensweise nicht die allein seligmachende ist, besagt ein altes Sprichwort: "Der gerade Weg ist nicht immer dre beste." Zumindest die Negativeffekte der Regulierung und Begradigung von Flüssen scheinen das zu bestätigen. Von der positiven Wirkung des natürlich netzartig Verlaufenden zeugt hingegen die Anziehung, welche südliche Länder seit Jahrhunderten auf die Menschen des Nordens aus üben. Der dort vielfach waltende Geist ist ein anderer. Fast ebenso wichtig wie das Ziel sind die Nebenwege, auf denen man es ebenfalls erreichen kann. - oder auch neue Erkenntnisse gewinnt. Phantasie und Kreativität fühlen sich in solcher Welt besonders wohl.
Sie steht - eine unverzichtbare Ergänzung - der monochronen Welt zur Seite - Polychron.
Nicht immer zeigen sich die unterschiedlichen zeitlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen als ästhetische Poesie. Die erste Geschichte auf polychron.at führt daher direkt in die aktuelle Realität der bevorstehenden österreichischen Nationalratswahl. Angesichts der oft vehementen und beinahe unwirklich anmutenden politischen Auseinandersetzungen ist man versucht, an Alfred Kubins makabren Roman "Die andere Seite" zu denken. Wie es scheint, erfüllt hier eine von den Medien in ihrem Kern nur unzureichend erfasste Kleinpartei in besonderer Weise dieses Prinzip.